Die Phyllis Krystal Methode

Diese Methode basiert auf der Vorstellung, dass wir zusätzlich zu unserem bewussten Verstand, den wir den ganzen Tag über benutzen, zwei weitere Teile besitzen. Diese sind ebenfalls sehr wichtig, auch wenn sie normalerweise nicht beachtet werden.

Einer ist der unterbewusste Teil, welcher, wie der Name sagt, unter der Ebene unseres Bewusstseins liegt. Dieser Teil ist wie die Datenbank in einem Computer, wo alles, was wir jemals von unserer Geburt an bis jetzt erlebt haben, gespeichert ist. Die Sprache, in der wir mit ihm kommunizieren können, ist in Form von Bildern oder Symbolen, wie in vielen altertümlichen Sprachen oder in Träumen. Ein chinesisches Sprichwort lautet: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“

Der andere Teil der Psyche wird oft als Höheres Bewusstsein bezeichnet, was bedeutet, es befindet sich über der Ebene unseres Bewusstseins. Diesem sind wir uns – wie dem Unterbewusstsein – meist nicht bewusst, außer wenn wir gelegentliche, unerwartete Einblicke wie Ahnungen, Vorahnungen und durch Träume erlangen.

Die Phyllis Krystal Methode verwendet Techniken und Symbole, welche in der Lage sind, dem Unbewussten positive Mitteilungen einzuprägen und damit Teile der negativen Konditionierung auszugleichen, die man während eines früheren Lebensabschnittes erhalten hat. Dadurch sind Veränderungen im Leben eines Menschen viel besser möglich als durch Aufarbeiten auf der rein bewussten, kognitiven Ebene.

Diese Methode befähigt Menschen, sich von den verschiedensten Quellen falscher Sicherheit zu befreien, um unabhängig und heil zu werden und sich auf die innere Quelle von Sicherheit und Weisheit zu verlassen, die für jeden zugänglich ist, der ihre Hilfe sucht.

Quelle: „Die inneren Fesseln sprengen“ & „Minibuch“

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Verbindung mit dem Höheren Bewusstsein

Interview mit Phyllis Krystal von Dunja Müller

Phyllis Krystal wurde 1914 in London gebo­ren. Sie erwarb einen Universitätsabschluss in Religion und Psychologie und unterrichtete drei Jahre an einer Highschool, bevor sie in die USA ging.

Im Jahr 2004 zog sie im Alter von 91 Jahren nach München und mit 95 Jahren nach Zürich in die Schweiz. Sie verstarb im Dezember 2016 im Alter von 102 Jahren in England.

In den späten 1950er-Jahren unternahm Phyllis Krystal zusammen mit einer engen Freundin ein Experiment, bei dem sie beide regelmäßig mit einer inneren Quelle der Weis­heit in Kontakt traten, die sie als Höheres Be­wusstsein (engl. Higher Consciousness, kurz: Hi C) bezeichneten. Unter Zuhilfenahme dieses Höheren Bewusstseins hat sich seit damals eine Visualisierungsmethode entwickelt, die die Anwendung von Symbolen miteinbezieht. Diese Techniken können angewendet werden, um sich von den Bindungen an äußere Sicher­heit und Kontrolle zu lösen; sie ermöglichen es dem Individuum, stattdessen Führung und Unterstützung aus einer inneren höheren Quelle zu erhalten.

Phyllis Krystal hielt in vielen Ländern Seminare und machte diese Methode bekannt. Ihr erstes Buch Die inneren Fesseln sprengen erschien 1982. Danach folgte Die Fesseln des Karma sprengen sowie ein begleitendes Arbeitsbuch. Neben weiteren Büchern schrieb sie auch Sai Baba – Ziel aller Reisen, worin sie ihre Erfahrungen mit dem indischen Meister Sri Sathya Sai Baba beschrieb, den sie sehr verehrte.

Phyllis Krystal betonte, dass diese Methode keine Sofortlösung sei. Hilfe sei nur möglich, wenn man bereit sei, die notwendigen Verän­derungen bei sich selbst herbeizuführen und inneres Wachstum zuzulassen, statt vergeblich jemand anderen ändern zu wollen.

Dunja Müller traf Phyllis Krystal im Juni 2013 auf einem Intensivtraining und interviewte sie für Share International.

Share International: In den vergangenen 50 Jahren haben Sie eine Methode entwickelt, mit deren Hilfe sich Menschen von alten Verhaltensmustern oder schmerzhaften Erfahrungen aus der Vergangenheit befreien können. Können Sie näher erläutern, wie diese Methode funktioniert?

Phyllis Krystal: Uns wurde eine Methode gezeigt, durch die wir uns aus der Kontrolle von allem Möglichen lösen können. Wenn wir wirklich ehrlich unser Leben betrachten, können wir sehen, dass nicht nur andere Menschen oder Erinnerungen oder Angewohnheiten uns kontrollieren – sondern auch wir Kontrolle über andere ausüben. Was uns als Erstes gezeigt wur­de, war das Symbol der 8: jede Person befindet sich in ihrem eigenen Kreis, und zusammen ergeben die beiden Kreise die Figur 8. Wir praktizieren diese Acht, um vorübergehend die wechselseitige Ausübung von Kontrolle über den jeweils anderen zu unterbrechen. Und das funktioniert wirklich gut. Besonders Kinder lieben diese Methode. Heutzutage leiden viele Kinder unter Problemen, auch schon im Kin­dergarten, wo Kinder oft aggressiv auftreten. Wenn sie die Acht praktizieren – mit dem einen Kreis um sich selbst und dem anderen um das andere Kind – hört diese Aggression auf. Das ist in Kürze, wie alles begann.

SI: Wie sind Sie auf diese Methode gestoßen?

PK: Eines Tages saß ich mit einer Freundin beim Mittagessen und wir sprachen über unser Leben als Hausfrauen und Mütter. Zu dieser Zeit durften wir noch nicht arbeiten, es war einfach nicht üblich, obwohl wir beide einen Universitätsabschluss hatten.

Wir dachten, es müsse etwas anderes geben als nur diese beiden Rollen. Und wir entdeckten, dass manchmal, wenn wir ein Problem hatten und wir mit unserem Verstand unser Bestes gaben, um es zu lösen – dass wir es einfach nicht schafften. Und manchmal, wenn wir verzweifelt waren und es aufgaben, weil wir dachten, es sei hoffnungslos, hatten wir entweder in dieser Nacht einen Traum mit der Antwort oder wir wachten am nächsten Morgen mit einer klaren Antwort auf. Wir entdeckten also, dass es einen Teil des Verstandes geben musste, der die Ant­wort kannte, und wir wollten damit in Kontakt kommen. So trafen wir uns regelmäßig, um uns zuallererst einzustimmen auf was immer dieser andere Teil unseres Bewusstseins war.

Wir wussten, dass es das „Unterbewusstsein“, das „Bewusstsein“ und das „Überbewusstsein“ gab. Wir versuchten, das Überbewusstsein – dessen wir uns nur vage gewahr waren – zu erreichen. Und es funktionierte, und so hat es begonnen, und wir wurden in dieser Methode geschult.

SI: Die Visualisierungsübungen, die Sie in Ihrem Buch beschreiben, klingen sehr einfach. In einigen Ihrer Seminare berichten die Teil­nehmer von Erfahrungen, wie diese Methode ihr Leben veränderte – sogar tiefe Traumata aus der Kindheit wurden geheilt. Wie wirkt der Mechanismus zwischen den einfachen Visuali­sierungen und der tiefgehenden Heilung, die offensichtlich stattfindet?

PK: Es geschieht in sehr einfachen Schritten, exakt in der Weise, wie es uns mitgeteilt wurde: in jeweils kleinen Schritten. Und zuerst wurde uns gezeigt, wie das Symbol der Acht geht. Danach wurde uns vermittelt, dass unsere Eltern diejenigen sind, die uns in bestimmten Phasen kontrollieren. Wir wurden auf die alten Pubertätsriten verwiesen, wo alte Völker so klug waren, die jungen Menschen durch die Pubertät zu begleiten, wenn sie diese erreichten. Sie nahmen die Mädchen in ein sogenanntes „Langhaus“ mit und die Jungen in ein anderes „Langhaus“. Dann begleiteten weise alte Frauen die Mädchen und weise Männer unterrichteten die Jungen, wie sie unabhängig von den Eltern erfolgreiche und freie Mitglieder der Gruppe werden konnten. In einigen Teilen der Welt praktizieren die Menschen das noch heute.

Viele Bücher wurden über territoriale Rechte geschrieben – Tiere verteidigen ihr Territorium. Sie sind in dieser Hinsicht wei­terentwickelt als wir Menschen. Wenn Sie einen Hund oder eine Katze haben. wissen Sie das, insbesondere wenn Sie mehr als ein Tier haben. Jedes Haustier hat seinen eigenen Platz im Haus. Und wenn ein anderes Tier es wagt, diesen Platz zu übertreten, kämpfen sie. Aber wir Menschen sind uns dessen nicht bewusst.

Aus diesem Grund beginnen wir bei die­ser Methode mit dem Symbol der 8. Das ist in meinem ersten Buch Die inneren Fesseln sprengen beschrieben – und sehr detailliert auch im Arbeitsbuch.

Das Ritual der Abtrennung dieser inneren Bindungen dauert ziemlich lang, ungefähr eine Stunde. Es ist sehr tiefgehend. Und so beginnen wir: Wir trennen die Bindungen zu unseren El­tern, danach zu weiteren Personen in unserem Leben, die „Kontrolle“ über uns ausüben.

Das zweite Buch über die inneren Fesseln ermöglicht uns, frei zu werden von anderen Arten der „Kontrolle“, wie beispielsweise Gewohnheiten, Abhängigkeiten und Ähnliches.

SI: In Ihren Seminaren empfehlen Sie den Teil­nehmern zu Beginn der Visualisierung immer die Verbindung zum Höheren Bewusstsein (Hi C) herzustellen. Was genau verstehen Sie unter dem Höheren Bewusstsein?

PK: Das Höhere Bewusstsein ist die Seele – oder das Selbst. Der durchschnittliche Mensch findet es sehr schwierig, überhaupt an ein Höheres Bewusstsein zu denken. Wir haben eine Bro­schüre, die sieben oder acht Symbole beinhaltet. Darin behandle ich die Tatsache, dass wir einen bewussten Verstand haben, den wir die ganze Zeit nutzen, und einen unbewussten, in dem all unsere Erinnerungen gespeichert sind. Dazu kommt noch das Überbewusstsein. Die Broschüre zeigt, wie die Symbole verwendet werden können und wie dieser Ansatz uns helfen kann.

Dann gibt es noch ein zweites Buch für Leser, die noch kein Hintergrundwissen über diese Zusammenhänge haben. Darin stellen wir die restlichen Symbole vor, die alle aufzeigen, wie man sich mit dem Höheren Bewusstsein verbindet.

Das Höhere Bewusstsein ist unser wirk­liches Selbst – der Teil in uns, der nie vergeht, wenn der Körper stirbt.

SI: In einem Ihrer Seminare hörte ich Sie sagen, dass diese Methode einst die „Psychologie des neuen Zeitalters“ werden könnte. Könnten Sie dies etwas erläutern?

PK: Sie haben vermutlich bereits von Sai Baba gehört. Er war es, der mich dazu veranlasste, Bücher über diese Arbeit zu schreiben. Ich selbst hatte nie vor, ein Buch zu schreiben, es kam mir nicht in den Sinn. Er sagte: „Du musst ein Buch schreiben.“ Also fing ich an, in seiner Gegenwart zu schreiben, als wir dort saßen, und er forderte mich auf, das Manuskript zu ihm zurückzubringen, damit er es segnen könne. Als das Manuskript gesegnet war, sagte er mir, ich solle es veröffentlichen, damit diese Methode so viele Menschen wie möglich auf der Welt erreicht.

Sai Baba erklärte später in einem anderen Interview, dass dies eine Methode sei, die Men­schen helfen könne, sich zu verändern – sodass wir alle gemeinsam eine viel liebevollere, mitfühlendere und kooperativere Welt schaffen könnten. Er bezeichnete sie als das Goldene Zeitalter – und erklärte, dass es vier Zeitalter oder Yugas gäbe und dass wir uns am Ende des vierten Zeitalters befänden, das das dunkelste Zeitalter ist. Und wir stünden am Beginn des positivsten Yugas überhaupt.

Diese Methode gibt uns die Möglichkeit, alle Bindungen an negative Gewohnheiten, Situationen und alles, was uns davon abhält, unseren Platz in dieser „neuen Welt“ zu finden, zu durchtrennen.

SI: Wenn wir die immensen Weltprobleme be­trachten – die ökologische Krise, den Hunger in der Welt, die atomare Verschmutzung und noch vieles mehr –, verhilft diese Methode zu mehr Gleichgewicht in der Welt?

PK: Diese Arbeit unterstützt Menschen darin, sich selbst zu verändern. Und die Welt besteht aus uns Menschen. Wenn also ausreichend viele Individuen sich verändern, wird das automa­tisch auch die Welt verwandeln. Schließlich werden die Kräfte des Lichts die negativen Kräfte übertreffen – und immer mehr Menschen werden frei sein.

SI: Sie sind ein Vorbild für zahlreiche Menschen und arbeiten noch immer sehr viel, um diese Methode weltweit zu verbreiten. Woher nehmen Sie die Energie, mit 99 Jahren noch einen so vollen Terminkalender zu haben?

PK: Indem ich in Kontakt mit dem Höheren Bewusstsein bleibe! Und weil Sai Baba mich bat, es möglichst vielen Menschen weltweit weiterzugeben.

SI: Haben Sie einen Wunsch, wie Ihr Lebens­werk fortgesetzt werden soll?

PK: Ich denke, je mehr Menschen bereit sind, sich für diese Methode zu öffnen – die jeden Einzelnen mit dem verbindet, was wir Höheres Bewusstsein nennen –, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie schließlich allgemein anerkannt wird.

 

Dunja Müller ist Share International-Mitarbeiterin in Regensburg.
(aus: Share International, Oktober 2010)
Abdruck mit freundlicher Genehmigung von © Share International